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Konjunktursorgen: EZB senkt Leitzinsen um weitere 0,25 Prozentpunkte
Angesichts der schwächelnden Konjunktur im Euroraum hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre drei Leitzinssätze um weitere 0,25 Prozentpunkte gesenkt. Der zentrale Leitzins, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen können, liegt nun bei 3,25 Prozent, wie die Notenbank am Donnerstag nach ihrem Treffen im slowenischen Ljubljana mitteilte. Es ist die dritte Zinssenkung seit Juni und die zweite in Folge. Weitere Zinsschritte könnten im Dezember folgen.
Mit der Entscheidung liegt der Hauptrefinanzierungssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld von der EZB leihen können, nun bei 3,40 Prozent. Der Zins zur kurzfristigen Beschaffung von Geld, der Spitzenrefinanzierungssatz, liegt bei 3,65 Prozent.
Die Inflation innerhalb der Eurozone hatte sich zuletzt abgeschwächt und war im September erstmals seit drei Jahren auf 1,7 Prozent gesunken. Die EZB erklärte, der "Disinflationsprozess" schreite gut voran. Zwar erwarten die Notenbanker ein Anziehen der Teuerung in den kommenden Monaten - doch dann dürfte die Inflation im Laufe des kommenden Jahres auf den Zielwert von zwei Prozent zurückgehen.
Die Wirtschaft im Euroraum entwickelte sich zuletzt schwächer als erwartet, erklärte die EZB weiter. Sinkende Zinsen können die Finanzierungsbedingungen verbessern und so zu mehr Wirtschaftswachstum führen.
Der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), Martin Wansleben, begrüßte die Zinssenkung - sie könne dazu beitragen, "die dringend notwendigen Investitionen anzuregen". Nur durch mehr Investitionen entstehe auch wieder Wachstum. Die Entscheidung spiegele wider, "dass die Währungshüter die Risiken der zu schwachen Wirtschaftstätigkeit für größer halten als die Gefahr einer wieder steigenden Inflation", so die Einschätzung von Wansleben.
Auch der Bankenverband und der Sparkassenverband kommentierte, mit der Zinssenkung habe die EZB den Konjunktursorgen im Euroraum stärker Rechnung getragen. Die gesunkene Inflationsrate habe ihr dafür den nötigen Spielraum gegeben, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Bankenverbandes, Heiner Herkenhoff. Sparkassenpräsident Ulrich Reuter erläuterte, die EZB schaffe "mehr Raum für dringend notwendige Investitionen".
Reuter hält "einige weitere Schritte" für wahrscheinlich - "nicht zuletzt deshalb, weil es international einen entsprechenden Zinstrend gibt". Inflationsexpertin Silke Tobler vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung forderte gar einen größeren Zinsschritt im Dezember um einen halben Prozentpunkt.
"Angesichts der Verzögerung, mit der die Geldpolitik wirkt, und der anhaltenden Wirtschaftsschwäche ist es höchste Zeit, die geldpolitische Restriktion zu beenden", erklärte Tobler. Davon sei die EZB aber noch weit entfernt, die Zinsen würden selbst bei einem Satz von drei Prozent die Wirtschaftsentwicklung weiterhin bremsen. "Damit verhindert die Geldpolitik dringend erforderliche Investitionen in die Dekarbonisierung sowie Produkt- und Prozessinnovationen, die die Unternehmen benötigen, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen."
Die Zinssenkung am Donnerstag war die dritte in diesem Jahr. Der erste Zinsschritt war im Juni erfolgt, im Juli hielten sie die Zinsen konstant, nach der Sommerpause gab es dann im September die nächste Senkung. Bis Oktober 2023 hatte die EZB die Leitzinsen als Reaktion auf die hohe Inflation schrittweise erhöht.
O.M.Souza--AMWN