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Ausländische Investitionen in Deutschland sinken zum sechsten Mal in Folge
Zum sechsten Mal in Folge haben ausländische Unternehmen weniger Investitionsprojekte in Deutschland angekündigt als im jeweiligen Vorjahr. 2023 ging die Zahl verglichen mit 2022 um zwölf Prozent auf 733 Projekte zurück, wie die Beraterfirma EY in Stuttgart am Donnerstag mitteilte. Das war der niedrigste Stand seit 2013. EY bezeichnete den Wert als "Alarmsignal".
Auch europaweit waren die Investitionen den Angaben zufolge rückläufig, mit vier Prozent allerdings weniger stark als in Deutschland. Spitzenreiter im Europa-Ranking blieb Frankreich – trotz eines Rückgangs der Zahl der Investitionsprojekte um fünf Prozent auf 1194. Großbritannien belegte den zweiten Platz der Rangliste. Hier legte die Zahl der Projekte allerdings um sechs Prozent auf 985 zu. Die Türkei holte auf und besetzte hinter Deutschland Platz vier, nach einem Anstieg der Projekte um 17 Prozent.
Die kontinuierlich sinkende Zahl ausländischer Investitionsprojekte in Deutschland hält Henrik Ahlers, Vorsitzender der Geschäftsführung bei EY, für sehr beunruhigend: "Deutschland wird abgehängt, andere europäische Standorte entwickeln sich viel dynamischer." Seit 2017 sei die Zahl der Projekte um 35 Prozent gesunken, in Frankreich stieg sie im gleichen Zeitraum hingegen um 20 Prozent.
"Wir haben in Deutschland eine hohe Steuerbelastung, hohe Arbeitskosten, teure Energie und gleichzeitig eine lähmende Bürokratie", erklärte Ahlers. Auch die Stimmung bei den Verbrauchern und den Unternehmen sei im Keller und die Konjunktur entwickle sich so schwach wie in keinem anderen Industrieland.
Die USA waren zwar im vergangenen Jahr weiterhin der wichtigste Investor für europäische Unternehmen, schraubten ihre Projekte aber um 15 Prozent in Europa und 22 Prozent in Deutschland zurück. "US-Konzerne investieren offenbar verstärkt im eigenen Land und seltener in Europa", erklärte Ahlers. Dass es in den vergangenen Jahren einige sehr große und prominente Projekte von US-Technologiekonzernen gerade in Deutschland gab, mache aber Hoffnung.
Dabei verwies er auf eine 2,3-Milliarden-Euro Investition des US-Pharmakonzerns Eli Lilly in eine moderne Produktionsanlage im rheinland-pfälzischen Alzey, Intels geplante neue Chipfabrik in Magdeburg oder Apples Milliardeninvestition in ein Münchner Chip-Zentrum. Deutschland sei bei den US-Investoren "keineswegs" abgeschrieben, müsse aber seine Rahmenbedingungen verbessern.
Deutsche Unternehmen selbst bleiben hinter den USA die zweitwichtigsten Investoren in Europa, obwohl auch dort die Zahl der Projekte um zehn Prozent auf 620 sank.
G.Stevens--AMWN