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Das Formel-1-Reife(n)zeugnis des SID: Frankreich
MAX VERSTAPPEN: Am Ende wusste der Weltmeister nicht so recht, wie er diesen Sieg einordnen sollte. Fehlerfrei hatte er sein Programm abgespult - und den Erfolg in Frankreich doch erst durch Charles Leclercs Patzer serviert bekommen. Der Rest war Formsache, stets souverän und kontrolliert fuhr Verstappen seinen bereits siebten Sieg im zwölften Rennen ein. 63 Punkte liegt er nun vor Leclerc und damit klar auf Titelkurs. Am kommenden Wochenende in Budapest will sich der Weltmeister mit dem nächsten Sieg in die Sommerpause verabschieden.
CHARLES LECLERC UND FERRARI: "Perfekt" wollte Leclerc bis zum Saisonende abliefern und sich keine Fehler mehr leisten. Die guten Vorsätze waren aber schon in der 18. Runde dieses Grand Prix Geschichte. In Führung liegend rutschte Leclerc in die Streckenbegrenzung und schied aus. Lange atmete er schwer, dann brüllte er seinen Frust heraus. "Inakzeptabel" seien diese Fehler, sagte er später schonungslos ehrlich. Verständlich, durch die wiederkehrenden Patzer bringt sich Leclerc selbst um seine Titelchance. Auch sonst gab Ferrari kein gutes Bild ab. Beim Boxenstopp von Carlos Sainz schickte die Crew den Spanier so dicht vor einem herannahenden Kontrahenten raus, dass er anschließend eine Fünf-Sekunden-Strafe erhielt.
LEWIS HAMILTON UND MERCEDES: Als hätte sich der Rekordweltmeister diese Leistung extra für sein Jubiläum aufgespart. In seinem 300. Grand Prix in der Königsklasse fuhr Hamilton Platz zwei und damit das beste Ergebnis in dieser so schwierigen Saison ein, sein Teamkollege George Russell rundete den bärenstarken Auftritt der Silberpfeile als Dritter ab. "Das ist ein herausragendes Ergebnis, George hat ein großartiges Rennen abgeliefert", sagte Hamilton. Selbst Motorsportchef Toto Wolff lächelte gelöst und glücklich - jetzt soll möglichst bald der erste Saisonsieg her.
MICK SCHUMACHER: Viel hatte sich Schumacher vorgenommen, doch relativ schnell wurde klar, dass er an diesem Wochenende in Frankreich nicht in Schwung kommen würde. "Das Reifenmanagement war schwieriger als erwartet, und mit Überholen war leider recht wenig", sagte er. Im Qualifying war seine schnellste Runde gestrichen worden, weil Schumacher verbotenerweise die Strecke verlassen hatte, im Rennen wurde er vom Chinesen Zhou Guanyu (Alfa Romeo) zu einem Dreher gezwungen. Platz 15 war das Maximum. Aber Schumacher hatte ja schon vor Le Castellet betont, dass er noch einen weiten Weg vor sich habe.
SEBASTIAN VETTEL: Die Beziehung des Heppenheimers zu seinem Arbeitgeber Aston Martin wird immer kühler. "Wir waren im Verkehr, konnten den Speed nicht umsetzen", sagte Vettel, der als Elfter die Punkte verpasste: "Ich wollte mir die Reifen besser einteilen, die Strategie war nicht der goldene Schuss." Wie genervt der viermalige Weltmeister war, zeigte sich in der letzten Kurve. Dort setzte er zum Überholmanöver gegen seinen Teamkollegen Lance Stroll an, der wiederum zwang Vettel zum Bremsen - und somit war auch die letzte Chance des Deutschen auf ein WM-Pünktchen dahin.
ZITAT DES WOCHENENDES: "Ich dachte, dass Charles schneller sein würde. Ich konnte ihm sehr gut folgen, das hat mich etwas überrascht, aber gefällt mir natürlich sehr." (Max Verstappen über Charles Leclerc, der das Rennen in der Anfangsphase angeführt hatte.)
S.F.Warren--AMWN