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Südkorea: Nordkorea feuert Interkontinentalrakete ab
Nordkorea hat die Spannungen in der Region mit dem erneuten Abfeuern von Raketen angeheizt - darunter nach südkoreanischen Angaben eine Interkontinentalrakete. Der Test der Interkontinentalrakete schlug allerdings "vermutlich fehl", wie das südkoreanische Militär am Donnerstag mitteilte. Die USA forderten als Reaktion auf die jüngsten Raketentests die internationale Gemeinschaft zur lückenlosen Umsetzung der Sanktionen gegen Pjöngjang auf und verlängerten die laufenden gemeinsamen Militärmanöver mit Südkorea.
Lokalmedien zufolge ertönten auf der südkoreanischen Insel Ulleungdo am Donnerstag wie bereits am Vortag Luftschutzsirenen. Auch im Norden Japans wurde dem Verteidigungsministerium in Tokio zufolge die Bevölkerung gewarnt. Anders als zunächst von der japanischen Regierung mitgeteilt, überflog aber offenbar keine nordkoreanische Rakete japanisches Staatsgebiet. Verteidigungsminister Yasukazu Hamada erklärte, die Rakete habe keine japanischen Inseln überquert und sei stattdessen "über dem Japanischen Meer verschwunden".
Südkoreas Armee vermutete, dass die Interkontinentalrakete gegen 07.40 Uhr Ortszeit (23.40 Uhr MEZ) aus dem Bezirk Sunan der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang abgefeuert wurde. Die zwei später abgefeuerten Kurzstreckenraketen seien mutmaßlich gegen 08.39 Uhr Ortszeit aus der Stadt Kaechon gestartet. Die südkoreanische Armee verbleibe "in voller Bereitschaft", arbeite "eng mit den USA zusammen" und verstärke "Überwachung und Wachsamkeit".
Washington bestätigte die südkoreanischen Angaben zu den Raketentests. Es sei wichtig, dass alle Staaten die vom UN-Sicherheitsrat verhängten Strafmaßnahmen gegen Nordkorea "vollständig umsetzen", die derartige "destabilisierenden Raketentests" unterbinden sollten", sagte am Mittwochabend (Ortszeit) der Sprecher des US-Außenministeriums, Ned Price.
Die Raketenstarts seien eine "eindeutige Verletzung" der Resolutionen des UN-Sicherheitsrats, die den Abschuss von Interkontinentalraketen verbieten, stellte Price fest. Sie zeigten, dass Nordkorea eine Bedrohung für "seine Nachbarn, die Region, den internationalen Frieden und die Sicherheit sowie die globalen Regeln für Rüstungskontrolle" darstelle.
Die USA bemühen sich seit Monaten um eine Verschärfung der Sanktionen gegen Pjöngjang. Russland und China verhindern das bisher jedoch. Zuletzt hatten die beiden ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats im Mai gegen eine entsprechende Resolution gestimmt.
Die südkoreanische Luftwaffe teilte nach den jüngsten nordkoreanischen Raketenstarts vom Donnerstag mit, die Luftstreitkräfte beider Länder hätten sich darauf geeinigt, ihre Ende Oktober begonnenen Übungen unter dem Namen "Vigilant Storm" angesichts "der jüngsten Provokationen des Nordens" zu verlängern. An dem Manöver sind hunderte Kampfflugzeuge beider Länder beteiligt.
Nordkorea kritisierte den Beschluss umgehend. Eine Verlängerung der Übungen sei "eine sehr gefährliche und falsche Entscheidung", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur KCNA den hochrangigen Funktionär Pak Jong Chon. In der Vergangenheit hatte Pjöngjang die Militärübungen bereits als "aggressiv und provokativ" verurteilt und gedroht, Seoul und Washington würden den "schrecklichsten Preis" dafür zahlen.
Nordkorea hatte bereits am Mittwoch 23 Raketen abgefeuert. Nach Angaben der südkoreanischen Armee überquerte eine der Raketen die De-Facto-Seegrenze zwischen Nord- und Südkorea. Laut Generalstab kam sie den südkoreanischen Hoheitsgewässern "so nahe wie nie zuvor" eine Rakete seit Ende des Koreakriegs im Jahr 1953 und schlug nur 57 Kilometer östlich des südkoreanischen Festlands ins Meer ein.
Washington und Seoul warnen seit Monaten davor, dass Nordkorea in naher Zukunft einen Atomwaffentest ausführen könnte. Es wäre der erste solche Test seit 2017. Insgesamt hat Nordkorea seit 2006 sechs Atomwaffentests ausgeführt.
Der Experte Chad O'Carroll vom Nachrichtenportal "NK News" nannte es im Onlinedienst Twitter "gut möglich", dass Pjöngjang als nächstes taktische Atomwaffentests vornehmen werde - und zwar "möglicherweise sehr bald". Die Nordkorea-Expertin Ahn Chan Il bezeichnete die jüngsten Raketentests als "Nordkoreas Vorfeier" für einen bevorstehenden Atomwaffentest.
F.Schneider--AMWN