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Gewaltsame Ausschreitungen am dritten Protest-Jahrestag in Chile
Am dritten Jahrestag des Beginns der Protestbewegung in Chile hat es in der Hauptstadt Santiago gewaltsame Zusammenstöße zwischen Demonstranten und Polizisten gegeben. Mehrere hundert Demonstrierende errichteten am Dienstag brennende Barrikaden, blockierten die Hauptstraße und lieferten sich Straßenschlachten mit den Sicherheitskräften, wie die Polizei mitteilte.
Sie machten ihrem Zorn darüber Luft, dass sich in den drei Jahren seit Beginn der Protestbewegung gegen Ausbeutung und soziale Ungleichheit in Chile wenig verändert habe. Die Polizei setzte 25.000 Beamte ein, um die Proteste einzudämmen, und vertrieb randalierende Demonstrierende mit Wasserwerfern und Tränengas.
Landesweit wurden nach Angaben der Polizei rund 2300 Protestteilnehmer gezählt, bei weitem weniger als an den Jahrestagen der beiden vergangenen Jahre. Nach Angaben des Innenministeriums gab es rund 50 Festnahmen. 13 Polizisten seien verletzt worden, rund 700 Menschen hätten sich Straftaten zu Schulden kommen lassen. Zwei Busse wurden laut Polizei gestohlen, ein Lastwagen wurde in Brand gesetzt.
Am 18. Oktober 2019 hatte in Chile eine massive Protestbewegung eingesetzt, die sich an hohen Fahrpreisen im Nahverkehr entzündet hatte, sich dann aber schnell gegen soziale Missstände und die Regierung richtete. Im Laufe der Unruhen und gewalttätiger Auseinandersetzungen wurden dutzende Menschen getötet.
Die Demonstrationen setzten einen Reformprozess in Gang, bei dem die Regierung schließlich in die Ausarbeitung einer neuen Verfassung einwilligte, welche die bestehende aus der Zeit des Militärdiktators Augusto Pinochet ersetzen sollte. Im Dezember vergangenen Jahres wurde der linksgerichtete Politiker Gabriel Boric zum neuen Präsidenten des südamerikanischen Landes gewählt.
Bei einem Referendum im vergangenen Monat jedoch lehnten zwei Drittel der Chilenen den Entwurf für die neue Verfassung ab, da er ihnen zu weit ging. Präsident Boric, ein ehemaliger Studentenführer, rief seine Landsleute am Dienstag zu einem neuen Dialog auf, um soziale Reformen in Chile voranzubringen. Er gestand ein, dass seine Regierung noch nicht die Reformen umgesetzt habe, um die "Rechte der Chilenen" zu verbessern.
G.Stevens--AMWN