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Massive russische Vergeltungsangriffe auf ukrainische Städte lösen Empörung aus
Die groß angelegte russische Angriffsserie auf ukrainische Städte hat international Empörung hervorgerufen. UN-Generalsekretär António Guterres sprach von einer "weiteren inakzeptablen Eskalation des Krieges", US-Präsident Joe Biden erklärte, die Angriffe zeigten die "äußerste Brutalität" von Wladimir Putins "illegalem Krieg". Russland habe die Ukraine als Reaktion auf den Anschlag auf die Krim-Brücke "massiv" mit Raketen beschossen, sagte Kreml-Chef Putin und drohte mit weiteren Vergeltungsaktionen.
In der Hauptstadt Kiew und im westukrainischen Lwiw schlugen zum ersten Mal seit Monaten wieder Raketen ein, auch viele andere Städte wurden beschossen. Nach Angaben der ukrainischen Polizei wurden bei den Angriffen mindestens elf Menschen getötet und 89 weitere verletzt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einer Videobotschaft, die Angriffe hätten sich vor allem gegen die Energie-Infrastruktur der Ukraine gerichtet. Er warf Russland vor, das ukrainische Energiesystem "zerstören" zu wollen, um "Chaos und Panik" zu verbreiten. Mehrere Regionen meldeten Stromausfälle, unter anderem in Charkiw und Sumy im Nordosten.
Kiew wurde im morgendlichen Berufsverkehr von mehreren heftigen Explosionen erschüttert. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko trafen die Angriffe unter anderem den Innenstadtbezirk Schewtschenkiwskyj. Auch wichtige Infrastruktur in der Hauptstadt sei attackiert worden. "Es sind eindeutig Kriegsverbrechen, die von Putins Regime begangen werden und die darauf abzielen, die zivile Infrastruktur in der Ukraine zu zerstören", sagte Klitschko der "Bild"-Zeitung.
Putin sprach bei einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates von Präzisionsangriffen gegen die Energie-, Militär- und Kommunikationsinfrastruktur der Ukraine.
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums feuerte Russland insgesamt 83 Raketen ab. 52 dieser Raketen seien von der ukrainischen Luftabwehr abgefangen worden. Selenskyj sagte, Russland habe bei den Angriffen auch vom Iran hergestellte Drohnen eingesetzt. Nach Angaben der ukrainischen Armee wurden einige dieser Drohnen im Nachbarland Belarus und auf der Krim gestartet.
Am Samstag war die Brücke vom russischen Festland zu der von Russland annektierten Halbinsel Krim durch eine Bombenexplosion schwer beschädigt worden. Moskau nannte die Explosion einer Lkw-Bombe als Ursache und machte am Sonntagabend den ukrainischen Geheimdienst dafür verantwortlich.
Am Montag drohte Putin für den Fall weiterer ukrainischer Angriffe mit einer harten Reaktion Russlands. "Wenn die Versuche terroristischer Anschläge auf unser Gebiet fortgesetzt werden, werden die Antworten Russlands heftig ausfallen und in ihrem Ausmaß dem Niveau der Bedrohungen entsprechen", sagte er.
In Telefonaten mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron forderte Selenskyj eine "harte" internationale Reaktion auf die russischen Angriffe und ein Dringlichkeitstreffen der G7-Staaten. Am Dienstag soll eine G7-Videokonferenz mit Selenskyj stattfinden.
Die EU verurteilte die russischen Angriffe auf das Schärfste. "Dieser wahllose Angriff auf Zivilisten kommt einem Kriegsverbrechen gleich", sagte der Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. UN-Generalsekretär Guterres sei "zutiefst schockiert" über die "groß angelegten Raketenangriffe", erklärte sein Sprecher Stéphane Dujarric. Wie immer bezahle die Zivilbevölkerung "den höchsten Preis".
Auch US-Präsident Biden prangerte in einer Erklärung an, dass Ziele ohne militärische Bedeutung angegriffen worden seien. US-Außenminister Antony Blinken sicherte seinem ukrainischen Kollegen Dmytro Kuleba in einem Telefonat die Hilfe der USA zu.
Der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko warf der Ukraine unterdessen Planungen für einen Angriff auf Belarus vor und gab deshalb die Aufstellung gemeinsamer Truppen mit Russland bekannt.
In New York befasst sich ab Montagabend (MESZ) die UN-Vollversammlung in einer Dringlichkeitssitzung mit der Annexion von vier ukrainischen Regionen durch Russland. Dabei wird über einen Entwurf für eine Resolution debattiert, mit der die Annexion von Luhansk, Donezk, Cherson und Saporischschja und die dort vorausgegangenen "Referenden" für einen Anschluss an Russland verurteilt werden sollen.
B.Finley--AMWN