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Massive russische Vergeltungsangriffe auf Kiew und andere ukrainische Städte
Als Vergeltung für die Bombenexplosion auf der Krim-Brücke hat Russland am Montag in einer groß angelegten Angriffsserie mehrere Städte in der Ukraine bombardiert. In der Hauptstadt Kiew und im westukrainischen Lwiw schlugen zum ersten Mal seit Monaten wieder Raketen ein, auch viele andere Städte wurden beschlossen. Es gab mehrere Tote. Russlands Präsident Wladimir Putin drohte mit einer harten Reaktion Russlands, sollte die Ukraine weitere "Terroranschläge" verüben.
Als Reaktion auf den Anschlag auf die Krim-Brücke habe Russland die Ukraine nun "massiv" mit Raketen beschossen, sagte Putin in Moskau. Er sprach bei einer Sitzung des russischen Sicherheitsrates von Präzisionsangriffen gegen die Energie-, Militär- und Kommunikationsinfrastruktur der Ukraine.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in einer Videobotschaft, die Angriffe hätten sich vor allem gegen die Energie-Infrastruktur der Ukraine gerichtet. Er warf Russland vor, das ukrainische Energiesystem "zerstören" zu wollen, um "Chaos und Panik" zu verbreiten. Mehrere Regionen meldeten Stromausfälle, unter anderem in Charkiw und Sumy im Nordosten. Nach Angaben der ukrainischen Polizei wurden bei den Angriffen mindestens zehn Menschen getötet und 60 weitere verletzt.
Kiew wurde im morgendlichen Berufsverkehr von mehreren heftigen Explosionen erschüttert. Laut Bürgermeister Vitali Klitschko trafen die Angriffe unter anderem den Innenstadtbezirk Schewtschenkiwskyj. Auch wichtige Infrastruktur in der Hauptstadt sei attackiert worden. Nach Angaben des Auswärtiges Amts wurde auch die Visastelle der deutschen Botschaft in Kiew bei einem Angriff beschädigt. In Kiew hatte es seit Ende Juni keine russischen Luftangriffe mehr gegeben.
Auch das zuletzt vergleichsweise sichere Lwiw wurde angegriffen. Nach Angaben von Regionalgouverneur Maxim Kosizky wurde Energie-Infrastruktur in der Region an der Grenze zu Polen attackiert. In Teilen der Stadt brach daraufhin die Strom- und Warmwasserversorgung zusammen, wie Bürgermeister Andrij Sadowyj mitteilte.
Nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministeriums feuerte Russland insgesamt 83 Raketen ab. 41 dieser Raketen seien von der ukrainischen Luftabwehr abgefangen worden. Selenskyj sagte, Russland habe bei den Angriffen auch vom Iran hergestellte Drohnen eingesetzt. Nach Angaben der ukrainischen Armee wurden einige dieser Drohnen im Nachbarland Belarus und auf der Krim gestartet.
Am Samstag war die Brücke vom russischen Festland zu der von Russland annektierten Halbinsel Krim durch eine Bombenexplosion schwer beschädigt worden. Moskau nannte die Explosion einer Lkw-Bombe als Ursache und machte am Sonntagabend den ukrainischen Geheimdienst dafür verantwortlich.
Am Montag drohte Putin für den Fall weiterer ukrainischer Angriffe mit einer harten Reaktion Russlands. "Wenn die Versuche terroristischer Anschläge auf unser Gebiet fortgesetzt werden, werden die Antworten Russlands heftig ausfallen und in ihrem Ausmaß dem Niveau der Bedrohungen entsprechen", sagte er.
In Telefonaten mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron forderte Selenskyj eine "harte" internationale Reaktion auf die russischen Angriffe und ein Dringlichkeitstreffen der G7-Staaten. Am Dienstag soll eine G7-Videokonferenz mit Selenskyj stattfinden.
Die EU verurteilte die russischen Angriffe auf das Schärfste. "Dieser wahllose Angriff auf Zivilisten kommt einem Kriegsverbrechen gleich", sagte der Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba erklärte, Putin sei "verzweifelt" über seine "Niederlagen auf dem Schlachtfeld" und versuche nun mit "Raketenterrorismus", den Kriegsverlauf zu seinen Gunsten zu verändern.
Der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko warf der Ukraine unterdessen Planungen für einen Angriff auf Belarus vor und gab deshalb die Aufstellung gemeinsamer Truppen mit Russland bekannt. "Wir haben beschlossen, einen regionalen Verbund der Russischen Föderation und der Republik Belarus aufzustellen", sagte Lukaschenko laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta.
S.Gregor--AMWN