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Moskau: Grenzen zu annektierender ukrainischer Gebiete teils noch zu "klären"
Kurz vor Beginn der Zeremonie zur formellen Annexion ukrainischer Gebiete an Russland hat der Kreml am Freitag bekanntgegeben, er müsse die "genauen Grenzen" von zwei der vier Regionen noch "klären". Zu den Regionen Cherson und Saporischschja "muss ich das noch klären, ich kann diese Frage derzeit nicht beantworten", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Indes geriet die russische Armee in der von ihr besetzten Stadt Lyman in der Region Donezk in Bedrängnis.
Zu den russischen Annexionsplänen sagte Peskow weiter, die "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk würden von Russland "in den Grenzen von 2014" anerkannt. Demnach würden die beiden ukrainischen Regionen in ihrer Gesamtheit annektiert. Moskau hatte bereits im Februar, kurz vor Beginn des Angriffs auf die Ukraine, die Herrschaft pro-russischer Separatisten über die Regionen anerkannt.
Im Süden der Ukraine kontrolliert Moskau der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) zufolge 72 Prozent des Gebiets der Region Saporischschja und 88 Prozent der Region Cherson.
Der Annexionszeremonie waren hastig organisierte "Referenden" in den russisch besetzten Teilen der Gebiete vorangegangen. Die Regierungen westlicher Staaten hatten übereinstimmend erklärt, sie würden die Annexionen "niemals" anerkennen und neue Sanktionen gegen Russland angekündigt.
Anlässlich der formellen Annexion der Gebiete werden in Moskau eine lange Rede des russischen Präsidenten Wladimir Putin und Feierlichkeiten erwartet. Gleichzeitig findet im Land eine teils chaotische Teilmobilmachung statt, aufgrund der zehntausende Russen bereits das Land verlassen haben.
Im ostukrainischen Donezk, einer der Regionen, deren Annexion Moskau plant, sind russische Soldaten indes nach Angaben des dortigen pro-russischen Separatistenführers in der strategisch wichtigen Stadt Lyman "teilweise umzingelt". Die Nachrichten von dort seien "verstörend", erklärte der pro-russische Anführer der ostukrainischen Region in Online-Netzwerken. Die nahegelegenen Orte Jampil und Drobyschewe seien "nicht vollständig unter unserer Kontrolle", erklärte Puschilin weiter.
Die Ukraine hatte im Osten des Landes seit Anfang September bereits die zuvor russisch besetzten Teile der Region Charkiw fast vollständig zurückerobert. Kürzlich war es ihr gelungen, den Eisenbahnknotenpunkt Kupjansk wieder unter ihre Kontrolle zu bringen.
Bei einem Angriff auf eine Gruppe von Fahrzeugen von Zivilisten in der südukrainischen Region Saporischschja wurden indes nach Angaben der ukrainischen Staatsanwaltschaft mindestens 25 Menschen getötet und 50 weitere verletzt. Nach Angaben aus dem ukrainischen Präsidentenbüro trafen 16 russische Flugabwehrraketen vom Typ S-300 die Fahrzeuge. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte Russland nach dem Angriff "terroristisch" und "blutrünstigen Abschaum".
Die pro-russische Verwaltung im besetzten Teil von Saporischschja machte hingegen die Ukraine für den Angriff verantwortlich. Das "Kiewer Regime" versuche, den Vorfall als Beschuss durch russische Einheiten darzustellen, schrieb der Behördenvertreter Wladimir Rogow auf Telegram. Dies sei eine "ruchlose Provokation", "ukrainische Kämpfer" hätten "einen weiteren Terrorakt begangen", um Zivilisten daran zu hindern, die russisch besetzten Gebiete zu erreichen.
Der Angriff auf die Zivilisten erfolgte in der Nähe der Stadt Saporischschja, nahe einem Kontrollpunkt zwischen dem ukrainisch kontrollierten und dem von Russland besetzten Teil der Region.
Vor Ort waren zwei Kolonnen von Autos zu sehen, deren Scheiben zerborsten und deren Karosserien mit Einschusslöchern übersät waren. Zwischen ihnen lagen Leichen, die teilweise mit Bettlaken bedeckt waren.
In der benachbarten russisch besetzten Region Cherson wurde indes ein pro-russischer Behördenvertreter getötet. Der stellvertretende Sicherheitschef der Region, Alexej Katerinitschew, sei bei einem "präzisen Angriff" durch die ukrainischen Streitkräfte getötet worden, erklärte der stellvertretende pro-russische Verwaltungschef von Cherson, Kirill Stremusow, nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Tass. Demnach wurden zwei Geschosse mithilfe eines von den USA gelieferten Himars-Raketenwerfer auf sein Haus abgefeuert.
A.Jones--AMWN