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Berlusconi sorgt mit Äußerungen über Putin für Wirbel im Wahlkampf
Drei Tage vor der Parlamentswahl in Italien hat der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit verständnisvollen Äußerungen über den russischen Staatschef Wladimir Putin für Wirbel gesorgt. Putin sei von der russischen Bevölkerung und seinem Umfeld zum Einmarsch in der Ukraine "gedrängt" worden, sagte Berlusconi am Donnerstagabend dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Rai.
Berlusconi unterhält langjährige Verbindungen zu Putin. Der frühere Regierungschef und seine konservative Forza Italia (FI) gehören einem Bündnis rechtsgerichteter Parteien an, das den Umfragen zufolge beste Chancen auf den Wahlsieg hat. Zu dem Bündnis gehört auch die ultrarechte Partei Fratelli d'Italia (FDI), deren Vorsitzende Giorgia Meloni Ministerpräsidentin werden könnte.
"Putin hat sich in einer wirklich schwierigen und dramatischen Situation wiedergefunden", sagte Berlusconi in dem Interview. "Eine Mission der beiden pro-russischen Donbass-Republiken" sei nach Moskau gereist, um Putin um Hilfe zu bitten. Die Mission habe dem Kreml-Chef gesagt, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Angriffe der ukrainischen Streitkräfte auf die Armee der Separatisten verstärkt habe.
Putin sei dann von der russischen Bevölkerung, seiner Partei und seinen Ministern zu dem Militäreinsatz in der Ukraine "gedrängt" worden, sagte Berlusconi weiter. Ursprünglich geplant gewesen sei, dass die russischen Truppen innerhalb einer Woche Kiew erreichen sollten. Die Selenskyj-Regierung habe durch eine "Regierung anständiger Menschen" ersetzt werden und die russischen Truppen innerhalb einer Woche wieder abziehen sollen.
Berlusconis Äußerungen lösten heftige Kritik aus. Der Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, Enrico Letta, sprach von "skandalösen und schwerwiegenden Erklärungen". Berlusconi sagte im Nachhinein, seine Äußerungen seien "verallgemeinert und vereinfacht" worden. Zudem nannte er den Krieg "nicht zu rechtfertigen".
Berlusconi war am Donnerstag auf einer Wahlkampfkundgebung des Rechtsbündnisses in Rom aufgetreten. Dabei wirkte der 85-jährige Medienmogul körperlich angeschlagen und schien Hilfe beim Weg an das Rednerpult zu benötigen.
Im Jahr 2015 hatte eine gemeinsame Weinprobe Berlusconis mit Putin Kontroversen ausgelöst, die auf der im Jahr zuvor von Russland annektierten Halbinsel Krim stattgefunden hatte. Auch der frühe italienische Innenminister Matteo Salvini, dessen rechtspopulistische Lega ebenfalls zu dem Rechtsbündnis gehört, gilt als Unterstützer Putins.
L.Durand--AMWN