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Ukraine meldet weitere Geländegewinne im Osten
Die Ukraine hat nach eigenen Angaben am Sonntag weitere russisch besetzte Gebiete im Osten des Landes zurückerobert. "Die Befreiung von Ortschaften in den Distrikten Kupjansk und Isjum ist im Gang", schrieben ukrainische Streitkräfte in einem Lagebericht. Russischen Angaben zufolge flüchteten "tausende Menschen" aus der Region Charkiw nach Russland. Im besetzten Akw Saporischschja wurde laut der Betreiberfirma der letzte Reaktor vom Stromnetz getrennt.
"Das war nicht die einfachste Nacht, das war nicht der einfachste Morgen", sagte der Gouverneur der an die Ukraine grenzenden russischen Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, in einer Videobotschaft im Onlinedienst Telegram. In den vergangenen 24 Stunden hätten "tausende Menschen die Grenze überquert". Die meisten von ihnen seien "in ihren eigenen Fahrzeugen zu ihren Verwandten" in Russland gefahren, sagte Gladkow. Aktuell seien 1342 Menschen in 27 provisorischen Unterkünften in der Region untergebracht.
Die russischen Streitkräfte hatten am Samstag den Abzug ihrer Truppen aus bestimmten Gebieten angekündigt. "Um die Ziele des militärischen Sondereinsatzes zur Befreiung des Donbass zu erreichen, wurde beschlossen, die in den Regionen Balaklija und Isjum stationierten russischen Truppen zu verlegen", erklärte das Verteidigungsministerium in Moskau.
Die Ukraine hatte zuvor die Rückeroberung von mindestens 30 Ortschaften in der östlichen Region Charkiw gemeldet. Demnach gelang es den ukrainischen Streitkräften, die für den Nachschub der russischen Truppen wichtige und schon zu Beginn des russischen Angriffskriegs besetzte ostukrainische Stadt Kupjansk zurückzuerobern. Auf von ukrainischem Militär veröffentlichten Bildern waren Kisten mit von russischen Truppen zurückgelassener Munition und militärischem Gerät zu sehen.
Ukrainische Beamte lobten das "erstaunliche" Tempo der Gegenoffensive. Ein ukrainischer Armeechef sprach am Sonntag von 3000 Quadratkilometern Fläche, die die Ukraine von den russischen Truppen zurückerobert habe. Präsident Wolodymyr Selenskyj zuvor in seiner täglichen Videobotschaft von "2000 Quadratkilometern Gebiet" gesprochen. "In den vergangenen Tagen hat uns die russische Armee ihre beste Seite gezeigt - ihre Rückseite", sagte Selenskyj.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba appellierte am Sonntag an die westlichen Verbündeten, mehr Waffen zu liefern. "Waffen, Waffen, Waffen stehen seit dem Frühling auf unserer Tagesordnung. Ich bin unseren Partnern dankbar, die unserem Aufruf gefolgt sind: Die Erfolge der Ukraine auf dem Schlachtfeld sind unsere gemeinsamen Erfolge", sagte er.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hatte bei einem unangekündigten Besuch in Kiew am Samstag der Ukraine weitere Unterstützung zugesichert. Deutschland werde der Ukraine auch künftig "mit der Lieferung von Waffen, mit humanitärer und finanzieller Unterstützung" helfen, sagte sie.
Im von russischen Truppen besetzten Atomkraftwerk Saporischschja wurde am frühen Sonntagmorgen der letzte funktionierende Reaktor sechs aus Sicherheitsgründen vom Stromnetz getrennt. Reaktor sechs habe sich in den vergangenen drei Tagen selbst mit Strom versorgt, die Abschaltung sei beschlossen worden, nachdem die externe Stromversorgung für die Atomanlage über eine der Übertragungsleitungen wieder hergestellt worden sei, erklärte der staatliche ukrainische Akw-Betreiber Energoatom. Der einzige Weg, die Sicherheit des Akw herzustellen, sei eine entmilitarisierte Zone, bekräftigte Energoatom.
Die Kämpfe rund um das Akw schüren die Angst vor einer Nuklearkatastrophe wie 1986 in Tschernobyl.
M.Fischer--AMWN