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Steinmeier: Langsame Aufarbeitung von Olympia-Attentat "beschämend"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den jahrzehntelangen Umgang mit den Hinterbliebenen des Münchner Olympia-Attentats als "beschämend" bedauert. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem israelischen Staatschef Isaac Herzog im Schloss Bellevue betonten beide Staatschefs am Sonntag die "Einzigartigkeit" der deutsch-israelischen Beziehungen, sprachen aber den viel kritisierten Umgang Deutschlands mit dem Münchner Olympia-Attentat an, der das deutsch-israelische Verhältnis zuletzt belastet hatte.
Der Durchbruch zu der Einigung auf Entschädigungszahlungen an die Hinterbliebenen sei buchstäblich in letzter Minute zustandegekommen, sagte Herzog. Der israelische Präsident lobte in diesem Zusammenhang insbesondere den Einsatz Steinmeiers.
Bei dem gemeinsamen Gedenken am Montag in Fürstenfeldbruck werde er sich auch zu dem "Verdrängen, dem Vergessen und der Fehleinschätzung" von damals äußern, sagte Steinmeier. "Dass das 50 Jahre gedauert hat, ist in der Tat beschämend", betonte der Bundespräsident.
"Mir ist sehr bewusst, dass mit der dreifachen Verständigung - Anerkennen eines Teils der Verantwortung, Kompensation und Historikerkommission - natürlich nicht alle Wunden geheilt werden können, aber wir dürfen optimistisch sein, dass wir über diese Verständigung wieder zueinander finden und dies kein Fall bleibt, der die deutsch-israelischen Beziehungen für die Gegenwart oder Zukunft belastet", sagte Steinmeier.
Herzog erinnerte daran, dass sich die israelischen Familien der Hinterbliebenen jahrzehntelang vergeblich bemüht hätten, das Thema vorzubringen. Er hoffe, dass nun "die Historiker der Wirklichkeit ins Gesicht schauen und unsere Beziehungen dadurch gesünder werden". Es gelte nun, "menschliches Verhalten zu prüfen, mit dem Schmerz und den Fehlern auseinanderzusetzen und daraus für künftige Generationen zu lernen".
Die Hinterbliebenen der Opfer hatten ihre Teilnahme an der Gedenkfeier für die Opfer des Olympia-Attentats am Montag in Fürstenfeldbruck zunächst abgesagt. Am Mittwoch hatte die Bundesregierung dann jedoch eine Einigung mit den Hinterbliebenen auf Entschädigungszahlungen bekannt gegeben, so dass nun das Gedenken gemeinsam mit den Hinterbliebenen und den Präsidenten beider Ländern stattfindet.
Ein palästinensisches Kommando war am 5. September 1972 in das Münchner Olympiagelände eingedrungen und hatte Mitglieder der israelischen Mannschaft als Geiseln genommen. Bei der Geiselnahme und einer fehlgeschlagenen Befreiungsaktion wurden elf israelische Sportler und ein deutscher Polizist getötet. Das Verhalten der Polizei und der deutschen Sicherheitsbehörden wurde danach scharf kritisiert und löste auch in Israel Empörung aus.
O.Johnson--AMWN