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Israel und Islamischer Dschihad einigen sich auf Waffenruhe im Gazastreifen
Nach dreitägigem Beschuss des Gazastreifens haben sich Israel und die militante Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad auf eine Waffenruhe geeinigt. Auf Vorschlag der ägyptischen Vermittler sollte sie am späten Sonntagabend beginnen. Bei den israelischen Luftangriffen im Gazastreifen wurden nach palästinensischen Angaben seit Freitag mindestens 43 Menschen getötet und über 300 Menschen verletzt. Der Islamische Dschihad feuerte rund 600 Raketen in Richtung Israel ab.
Wie aus Sicherheitskreisen in Kairo verlautete, sollten Israel und der Islamische Dschihad die Luft- und Raketenangriffe ab 22.30 Uhr (MESZ) einstellen. Der Islamische Dschihad sagte dies in einer Erklärung zu, betonte jedoch sein Recht, auf jegliche neue "Aggression" Israels zu reagieren.
Am Nachmittag war aus ägyptischen Sicherheitskreisen verlautet, dass Israel einer von Kairo vorgeschlagenen Feuerpause im Gazastreifen zugestimmt habe. Nach Angaben des Chefs des politischen Arms des Islamischen Dschihad, Mohammed al-Hindi, beinhaltet die Vereinbarung, dass Ägypten sich bei Israel für die Freilassung von Bassem al-Saadi und Chalil Awawdeh einsetzt. Al-Saadi, ein Anführer des politischen Arms des Islamischen Dschihad im Westjordanland, war am Montag festgenommen worden.
Dem Gesundheitsministerium im Gazastreifen zufolge wurden bei den israelischen Angriffen unter anderem 15 Kinder und vier Frauen getötet. Die israelischen Behörden bestritten die von den palästinensischen Behörden genannte Opferzahl und machten für den Tod mehrerer palästinensischer Kinder in Dschabalia im Norden des Gazastreifens einen fehlgeschlagenen Raketeneinsatz des Islamischen Dschihad verantwortlich.
Israels Ministerpräsident Jair Lapid sprach von einem "präzisen Anti-Terror-Einsatz gegen eine unmittelbare Bedrohung". Der Islamische Dschihad sei eine "Hilfstruppe des Iran, die den Staat Israel zerstören und unschuldige Israelis töten will". Nach Angaben der israelischen Armee trafen ihre Angriffe 139 Stellungen des Islamischen Dschihad. Die gesamte Spitze des militärischen Flügels des Islamischen Dschihad im Gazastreifen sei "neutralisiert" worden.
Der Islamische Dschihad ist die zweitstärkste militante Gruppe in den Palästinensergebieten nach der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Sie ist eng mit dem Iran verbunden und feuert immer wieder Raketen auf Israel.
In Israel erlitten infolge des Beschusses aus dem Gazastreifen nach Angaben des Rettungsdienstes zwei Menschen Verletzungen durch Raketensplitter. Zudem seien weitere 13 Menschen leicht verletzt worden, als sie sich in Sicherheit bringen wollten.
Unter anderem ertönte am Sonntagmorgen erstmals seit der neuen Eskalation im rund 60 Kilometer vom Gazastreifen entfernten Jerusalem Luftschutzsirenen, der Islamische Dschihad bekannte sich zu Raketenangriffen auf die Stadt. Der israelische Raketenschutzschild Iron Dome fing die Flugkörper der israelischen Armee zufolge aber ab, insgesamt sei dies bei 97 Prozent der Raketen gelungen. Am Samstag hatten auch in der Küstenmetropole Tel Aviv die Luftschutz-Sirenen aufgeheult.
Im Gazastreifen kam infolge der Eskalation das öffentliche Leben nahezu zum Erliegen. Wegen der Schließung von Grenzübergängen musste nach Angaben der Betreiberfirma am Samstag das einzige Kraftwerk in dem Palästinensergebiet abgeschaltet werden, weil kein Diesel mehr in die Enklave gelangte.
Der oberste Krankenhausdirektor im Gazastreifen warnte vor einer "medizinischen Krise". Ins Schifa-Krankenhaus in Gaza würden "minütlich" Verwundete eingeliefert, erklärte Mohammed Abu Salmija am Sonntag. Es würden dringend Medikamente und Treibstoff zur Stromerzeugung benötigt, um die Patientinnen und Patienten weiterhin behandeln zu können.
Die jetzige Gewalteskalation ist die heftigste im Gazastreifen seit Mai vergangenen Jahres. Die im Gazastreifen seit 2007 regierende radikalislamische Hamas hatte damals Raketen Richtung Israel abgefeuert, woraufhin die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen bombardierte. Während der elftägigen Gefechte wurden im Gazastreifen mehr als 260 Menschen getötet, in Israel gab es 13 Tote.
P.Silva--AMWN