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Schwerste Gewalteskalation zwischen Israel und Palästinensern seit einem Jahr
Im Nahen Osten ist es zur schwersten Gewalteskalation zwischen Israel und militanten Palästinensern seit mehr als einem Jahr gekommen. Die israelische Armee fliegt seit Freitag Luftangriffe im Gazastreifen, bei denen nach Armeeangaben 15 Extremisten getötet wurden, darunter ein Anführer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Die Gesundheitsbehörden im Gazastreifen sprachen am Samstag von zwölf Toten, darunter ein fünfjähriges Mädchen. Der Islamische Dschihad feuerte zahlreiche Raketen Richtung Israel ab.
Israels Regierungschef Jair Lapid sprach am Freitagabend von einem "präzisen Anti-Terror-Einsatz gegen eine unmittelbare Bedrohung". Der Islamische Dschihad sei eine "Hilfstruppe des Iran, die den Staat Israel zerstören und unschuldige Israelis töten will". Am Samstag kündigte ein Armeesprecher an, dass der Einsatz der Luftstreitkräfte vermutlich eine Woche dauern werde.
Bei einem der Luftangriffe wurde nach übereinstimmenden Angaben beider Seiten am Freitag in Gaza Taysir al-Dschabari getötet, ein ranghohes Mitglied des Islamischen Dschihad. Die militante Palästinenserorganisation warf Israel vor, einen "Krieg gegen unser Volk" begonnen zu haben. Der Islamische Dschihad ist die zweitstärkste militante Gruppe in den Palästinensergebieten nach der im Gazastreifen herrschenden Hamas. Sie ist eng mit dem Iran verbunden und steht hinter einem Teil der Raketenangriffe auf Israel.
Seit Freitag wurden aus dem Gazastreifen etliche Raketen in Richtung Israel abgefeuert. Auch am Samstag heulten im Süden Israels wieder die Sirenen. Die israelische Armee erklärte, die meisten der 160 im Gazastreifen abgefeuerten Raketen seien in dem Palästinensergebiet gelandet oder vom Luftabwehrsystem Iron Dome abgefangen worden. Angaben über Verletzte oder größere Schäden gab es zunächst nicht.
Im israelischen Grenzgebiet wurde am Samstag den Menschen geraten, sich nicht weit von Schutzräumen zu entfernen. Auch in der Küstenstadt Tel Aviv wurden öffentliche Schutzräume geöffnet.
Die Luftangriffe im Gazastreifen begannen drei Tage nach der Schließung zweier Grenzübergänge zwischen Israel und dem Gazastreifen aus Sicherheitsgründen. Zuvor waren zwei ranghohe Mitglieder des Islamischen Dschihad im besetzten Westjordanland festgenommen worden. Bei einer weiteren Razzia im Westjordanland am Samstag nahm der israelische Geheimdienst Schin Bet nach Armeeangaben 20 Menschen fest, darunter 19 Mitglieder des Islamischen Dschihad.
Wegen der Schließung der Grenzübergänge musste nach Angaben der Betreiberfirma am Samstag das einzige Kraftwerk im Gazastreifen abgeschaltet werden, weil kein Diesel mehr in die Enklave gelangte.
Ägypten versucht nach Angaben aus Sicherheitskreisen zwischen Israel und dem Islamischen Dschihad zu vermitteln. Ein israelischer Armeesprecher sagte jedoch am Samstag, Israel führe derzeit keine Verhandlungen über eine Waffenruhe. Auch der Islamische Dschihad ließ verlauten, eine Waffenruhe stehe vorerst nicht zur Debatte. Der Fokus der Gruppe liege "auf dem Schlachtfeld".
Die jetzige Gewalteskalation ist die heftigste im Gazastreifen seit Mai vergangenen Jahres. Die Hamas hatte damals Raketen Richtung Israel abgefeuert, woraufhin die israelische Luftwaffe Ziele im Gazastreifen bombardierte. Während der elftägigen Gefechte wurden im Gazastreifen mehr als 260 Menschen getötet, in Israel gab es 13 Tote.
Th.Berger--AMWN