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Israel startet neue Offensive in Rafah im Süden des Gazastreifens
Die israelischen Streitkräfte haben eine neue Offensive in Rafah im Süden des Gazastreifens gestartet. Die Armee rief am Sonntag die Einwohner des südlichen Stadtteils Tal al-Sultan zur Evakuierung auf und verkündete einen Einsatz gegen "terroristische Organisationen". Später erklärte das israelische Militär, das Viertel eingekreist zu haben. Derweil erklärte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen, dass seit Kriegsbeginn mehr als 50.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet worden seien.
In der an Ägypten grenzenden Stadt Rafah hatte die israelische Armee bereits vor einem Jahr eine Großoffensive geführt. Nun erklärte Armeesprecher Avichay Adraee im Onlinedienst X, der Stadtteil Tal al-Sultan werde "als gefährliche Kampfzone betrachtet". Der Aufruf zur Evakuierung wurde auch auf von Drohnen abgeworfenen Flugblättern verkündet, wie AFP-Korrespondenten im Gazastreifen berichteten.
Israel hatte am Dienstag seine massiven Luftangriffe auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder aufgenommen, wo seit dem 19. Januar eine zwischen beiden Seiten vereinbarte Waffenruhe galt. Am Mittwoch gab die israelische Armee zudem den Beginn eines neuen Bodeneinsatzes in dem Palästinensergebiet bekannt.
Seit Dienstag sind nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bei israelischen Angriffen im Gazastreifen mindestens 673 Menschen getötet worden. Die Zahl der Toten seit Kriegsbeginn im Oktober 2023 sei auf 50.021 gestiegen.
Bei einem israelischen Angriff auf ein Zeltlager in Al-Mawasi im Süden des Gazastreifens wurde ein ranghoher Funktionär der Hamas getötet. Die radikalislamische Organisation bestätigte am Sonntag den Tod von Politbüro-Mitglied Salah al-Bardawil. Demnach wurde auch seine Ehefrau bei dem Angriff getötet.
Vor Beginn der neuen Angriffe am Dienstag hatte Israel Anfang März bereits Hilfstransporte in den Gazastreifen gestoppt und die Lieferung von Strom an die größte Wasserentsalzungsanlage des Palästinensergebiets eingestellt. Dadurch hatte sich die ohnehin dramatische Versorgungslage für die 2,4 Millionen Menschen im Gazastreifen weiter verschlechtert.
Israel will mit der Einstellung der Lieferungen und dem militärischen Vorgehen nach eigenen Angaben den Druck auf die Hamas erhöhen. Ein Ziel ist es demnach, die Übergabe der letzten 58 Geiseln zu erzwingen, die von der islamistischen Palästinenserorganisation und ihren Verbündeten in den Gazastreifen verschleppt worden waren und immer noch dort festgehalten werden.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der Hamas und mit ihr verbündeter Kämpfer auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Dabei wurden israelischen Angaben zufolge rund 1200 Menschen getötet. Israel ging danach massiv militärisch im Gazastreifen vor.
Seit dem 19. Januar galt eine Waffenruhe, die erste Phase des dazu mit Hilfe internationaler Vermittler geschlossenen Abkommens lief am 1. März aus. Über die zweite Phase des Abkommens wird immer noch verhandelt.
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas wird am Montag Israel und das Westjordanland besuchen. Sie will nach Angaben ihres Büros bei Gesprächen mit israelischen und palästinensischen Vertretern auf eine "sofortige Rückkehr zu einer vollständigen Umsetzung der Vereinbarung über eine Waffenruhe und Geiselfreilassung" pochen.
Auch der Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz spitzt sich wieder zu. Nach Raketenbeschuss aus dem Libanon startete Israel am Wochenende Luftangriffe auf Hisbollah-Ziele im Nachbarland. Dabei wurden laut libanesischen Medienberichten mehrere Menschen getötet.
Derweil drohte die israelische Opposition im Streit um die von Regierungschef Benjamin Netanjahu angestrebte Entlassung von Inlandsgeheimdienstchef Ronen Bar mit einem Generalstreik. Sollte Netanjahu die Aussetzung der Entscheidung durch den Obersten Gerichtshof ignorieren, werde "das ganze Land stillstehen", sagte Oppositionsführer Jair Lapid am Samstagabend vor zehntausenden Demonstranten in Tel Aviv.
D.Moore--AMWN