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Israels Armee bestreitet wahllose Tötung von Zivilisten in Gaza-Korridor
Die israelische Armee hat einen Pressebericht über die angeblich wahllose Tötung von Zivilisten durch israelische Soldaten im sogenannten Netzarim-Korridor im Gazastreifen zurückgewiesen. "Die israelische Armee greift nur militärische Ziele an und handelt mit Präzision", erklärte die Armee in einer am Freitag an die Nachrichtenagentur AFP übermittelten Stellungnahme. "Zahlreiche Maßnahmen werden ergriffen, bevor Angriffe ausgeführt werden, um das Risiko zu begrenzen, dass Zivilisten verletzt werden", hieß es.
Die regierungskritische israelische Zeitung "Haaretz" hatte in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht die Aussagen - nicht namentlicher genannter - israelischer Soldaten zusammengetragen, wonach die Armee wahllos auf Zivilisten im Netzarim-Korridor feuern soll. Demnach sollen israelische Befehlshaber ihren Soldaten im Netzarim-Korridor befohlen oder erlaubt haben, unbewaffnete Zivilisten zu töten, darunter auch Frauen und Kinder.
"Die Befehle waren klar: Wer auch immer den Zugang zum Korridor überschreitet, bekommt eine Kugel in den Kopf", wurde ein Soldat zitiert. Ein anderer Soldat berichtete dem Blatt von einem Vorfall, bei dem ein Kommandant die Tötung von 200 Kämpfern der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas verkündet habe; in Wahrheit sei jedoch nur bei zehn der Getöteten bestätigt gewesen, dass es sich um Hamas-Kämpfer gehandelt habe.
Mehrere Soldaten schilderten, dass Kommandeure im Netzarim-Korridor "erweiterte Befugnisse" erhalten hätten, die es ihnen erlaubten, ohne vorherige Genehmigung durch die oberste Militärhierarchie Gebäude zu bombardieren und Luftangriffe auszuführen. Die in dem Artikel der linksgerichteten Zeitung erhobenen Anschuldigungen konnten von AFP nicht unabhängig überprüft werden.
Der von der israelischen Armee kontrollierte Netzarim-Korridor verläuft im Zentrum des Gazastreifens in west-östlicher Richtung vom Mittelmeer zur israelischen Grenze. Der sieben Kilometer breite Korridor teilt das Palästinensergebiet in zwei Hälften.
Der seit mehr als 14 Monaten andauernde, massive israelische Militäreinsatz im Gazastreifen war durch den Großangriff der islamistischen Hamas und mit ihr verbündeter Gruppen auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Bei dem damaligen Überfall wurden nach israelischen Angaben 1208 Menschen getötet; es wurden 251 Geiseln genommen und in den Gazastreifen verschleppt. 96 der Geiseln werden demnach immer noch dort festgehalten.
Bei dem seither laufenden israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde bereits mehr als 45.200 Menschen getötet, die meisten davon Zivilisten. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden, werden von der UNO jedoch als glaubhaft eingestuft.
Y.Nakamura--AMWN