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Polio-Impfkampagne im Gazastreifen angelaufen
Nach dem ersten Fall von Kinderlähmung im Gazastreifen seit einem Vierteljahrhundert ist in dem Palästinensergebiet eine großangelegte Impfkampagne angelaufen. In Impfzentren im Zentrum des Gazastreifens erhielten Kinder am Sonntag eine erste Impfdosis gegen das hochansteckende Polio-Vius. In anderen Teilen des Gazastreifens wurde dagegen weiter gekämpft. Auch im Westjordandland lieferten sich israelische Soldaten und militante Palästinenser erneut Gefechte. Bei einem Anschlag nahe der Stadt Hebron wurden drei israelische Polizisten getötet.
Auf Drängen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte Israel vor einigen Tagen "humanitären Pausen" im Gaza-Krieg zugestimmt, um mehr als 640.000 Kinder gegen Polio impfen zu können. Zuvor war erstmals seit 25 Jahren ein Fall von Kinderlähmung bei einem Baby im Gazastreifen nachgewiesen worden. Um eine Ausbreitung des hochansteckenden Virus zu verhindern, finden bis Dienstag zunächst im Zentrum des Gazastreifens Impfungen statt. Anschließend sind weitere jeweils dreitägige Impfkampagnen im Süden und Norden des Küstengebiets geplant.
Am Sonntag brachten palästinensische Eltern ihre Kinder in die Impfzentren im Zentrum des Gazastreifens, wo sie eine erste Impfdosis erhielten. Die zweite Dosis der Schluckimpfung muss vier Wochen nach der ersten verabreicht werden. Geimpft werden Kinder im Alter zwischen einem Tag und zehn Jahren.
Bei einem israelischen Luftangriff in der Stadt Gaza wurden derweil nach Angaben der von der radikalislamischen Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde am Sonntag zwei Menschen getötet. Ein AFP-Korrespondent berichtete zudem von Artilleriebeschuss. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte ausdrücklich betont, Israel sei nicht zu einer "generellen" Waffenruhe bereit, sondern nur zu zeitlich und örtlich begrenzten Unterbrechungen der Kämpfe, um die Impfungen zu ermöglichen.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den Großangriff der radikalislamischen Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen auf Orte im Süden Israels am 7. Oktober ausgelöst worden. Bei dem brutalen Angriff töteten die Islamisten nach israelischen Angaben 1205 Menschen und verschleppten 251 Geiseln in den Gazastreifen. Am Samstag fand die israelische Armee die Leichen von sechs Geiseln in einem Tunnel im Süden des Palästinensergebiets.
Als Reaktion auf den Hamas-Überfall geht Israel seit fast elf Monaten massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörden, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 40.700 Menschen getötet. Seit Monaten bemühen sich die internationalen Vermittler USA, Ägypten und Katar um ein Abkommen für eine Waffenruhe und eine Freilassung der Geiseln - bisher vergeblich.
Auch im von Israel besetzten Westjordanland hat sich die Lage seit dem Beginn des Gaza-Kriegs deutlich verschärft. Bei einem Schusswaffenangriff in der Nähe des Kontrollpunkts Tarkumija nordwestlich von Hebron wurden am Sonntag drei israelische Polizisten getötet. Der israelische Rettungsdienst erklärte, bei den Toten handele es sich um zwei Männer und eine Frau. Die Sanitäter hätten am Angriffsort "ein Fahrzeug mit Einschusslöchern" vorgefunden. Das israelische Armee teilte mit, möglicherweise seien mehrere Täter an dem Angriff beteiligt gewesen. Nach ihnen werde gefahndet.
Am Mittwoch hatte Israels Armee im Westjordanland einen Großeinsatz begonnen und von Aktionen zur "Terrorismusbekämpfung" gesprochen. Bei den Razzien und Luftangriffen wurden bislang mindestens 22 Palästinenser getötet, bei denen es sich mehrheitlich um Kämpfer der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen handelte.
Seit Freitag konzentrieren sich die Kämpfe auf Dschenin, das seit langem als Hochburg militanter Palästinenser gilt. Am Sonntag war in der Stadt weiter Gefechtslärm zu hören, im Stadtzentrum rissen israelische Planierraupen Straße auf.
L.Davis--AMWN