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Schwerste russische Angriffe seit Wochen treffen Energieinfrastruktur in Ukraine
Bei einem der schwersten russischen Luftangriffe auf die Ukraine der vergangenen Wochen sind mindestens vier Menschen getötet und die Energieinfrastruktur stark beschädigt worden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von "einem der größten russischen Angriffe". Der ukrainische Regierungschef Denis Schmyhal teilte mit, Russland habe 15 Regionen der Ukraine angegriffen. Die USA, Großbritannien und Deutschland verurteilten die Attacken scharf.
Nach Selenskyjs Angaben feuerte Russland mindestens 127 Raketen und 109 Drohnen ab. Der ukrainische Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk gab an, dass davon 102 Raketen und 99 Drohnen abgeschossen worden seien.
Behördenangaben zufolge wurden mindestens vier Menschen bei den Angriffen am frühen Montagmorgen getötet, 20 weitere Menschen wurden verletzt. Bei späteren Angriffen starben demnach zwei weitere Menschen.
Die massiven russischen Angriffe auf die ukrainische Energieinfrastruktur seien "skandalös", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby. Moskau übersäe "die Lebensadern" der Ukraine mit Angriffen und versuche, "die Versorgung zu zerstören", erklärte das Auswärtige Amt in Berlin im Onlinedienst X. Der britische Außenminister David Lammy verurteilte die russischen Angriffe "mit Raketen und Drohnen auf zivile Infrastruktur" als "feige".
Selenskyj forderte indes die westlichen Verbündeten dazu auf, der Ukraine beim Abschuss russischer Drohnen und anderer Flugkörper zu helfen. "In den verschiedenen Regionen der Ukraine könnten wir viel mehr tun, um Leben zu schützen, wenn die Luftwaffe unserer europäischen Nachbarn mit unseren F-16 und unserer Luftabwehr zusammenarbeiten würde", argumentierte der ukrainische Präsident.
Der Leiter des ukrainischen Präsidialamts, Andrij Jermak, erklärte, die Angriffe zeigten, dass Kiew die Erlaubnis benötige, "mit westlichen Waffen tief im Territorium Russlands" anzugreifen. Der am 6. August begonnene ukrainische Vorstoß in die russische Grenzregion Kursk sei "unter anderem ein Mittel, um die fehlende Reichweite zu kompensieren", gab indes Selenskyj an.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte unterdessen im Onlinedienst Telegram, bei massiven Raketen- und Drohnenangriffen auf die ukrainische Infrastruktur "alle anvisierten Ziele getroffen" zu haben. Das Ministerium bestätigte Angriffe auf Energieinfrastruktur-Einrichtungen und gab an, dass diese Einrichtungen zur Unterstützung des "militärischen Produktionskomplexes" genutzt würden.
Der staatliche ukrainische Energieversorger Ukrenergo kündigte Stromabschaltungen an, der Zugverkehr war unterbrochen. In der gesamten Ukraine wurde Luftalarm ausgelöst. In der Hauptstadt Kiew berichteten Reporter der Nachrichtenagentur AFP von mehreren Explosionen - wahrscheinlich von Luftabwehrsystemen. Anwohner eilten in U-Bahn-Stationen, um Schutz zu suchen.
Die polnische Armee meldete nach der jüngsten russischen Angriffswelle eine Verletzung des polnischen Luftraums. "Wir haben es wahrscheinlich mit dem Eintritt eines Flugobjektes in polnisches Gebiet zu tun", sagte General Maciej Klisz. Das Objekt, vermutlich eine Drohne, sei von "mindestens drei Radarstationen bestätigt" worden, bevor es am frühen Morgen wieder von den Radargeräten verschwunden sei.
Einem Sprecher der polnischen Armeeführung zufolge "könnte es sich sich mit großer Wahrscheinlichkeit um eine Drohne vom Typ Schahed" aus iranischer Produktion handeln, die von der russischen Armee genutzt wird. "Aber das muss noch überprüft werden", sagte er. Es sei auch möglich, dass die mutmaßliche Drohne das polnische Territorium verlassen habe.
Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 gestartet. Moskaus Luftwaffe fliegt fast täglich tödliche Angriffe auf das Nachbarland. Zuletzt hatte Russland dabei wieder vermehrt Energieanlagen ins Visier genommen. Selenskyj drängt die Verbündeten seit langem, schnell neue Luftabwehrsysteme zu liefern.
Auf der russischen Seite wurde am Montag ein Mensch bei einem Feuer in einer Ölraffinerie in der sibirischen Stadt Omsk getötet, wie Regionalgouverneur Witali Chozenko mitteilte. Sechs weitere seien verletzt worden.
Die Behörden machten keine näheren Angaben zur Ursache des Brandes in der etwa 2300 Kilometern von der Ukraine entfernten Stadt. Russische Medien berichteten, dass in der Nähe der vom russischen Ölgiganten Gazprom betriebenen Raffinerie laute Explosionen zu hören gewesen seien. Die Ukraine führt regelmäßig Drohnenattacken auf die Öl- und Gasinfrastruktur in Russland aus, manchmal weit von ihren eigenen Grenzen entfernt.
M.Fischer--AMWN