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Türkei: Mehr als 340 Festnahmen bei Demonstrationen für Freilassung von Imamoglu

Türkei: Mehr als 340 Festnahmen bei Demonstrationen für Erdogan-Rivalen Imamoglu
Bei den Massendemonstrationen für die Freilassung des Istanbuler Bürgermeisters und Oppositionspolitikers Ekrem Imamoglu in der Türkei sind nach Angaben des Innenministeriums 343 Menschen in Istanbul und acht weiteren Städten festgenommen worden. "Wer Chaos und Provokation sucht, wird nicht toleriert werden", erklärte Innenminister Ali Yerlikaya am Samstag im Onlinedienst X. Imamoglu wurde am Samstag erneut von der Polizei verhört. Die Opposition rief unterdessen zu weiteren Demonstrationen auf.
Laut einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP gab es bislang in mindestens 55 der 81 türkischen Provinzen Demonstrationen gegen Imamoglus Festnahme. An ihnen beteiligten sich hunderttausende Menschen. Die Polizei ging vielerorts mit Tränengas und Wasserwerfern gegen die Demonstranten vor, wie AFP-Journalisten berichteten.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan, dessen wichtigster politischer Rivale Imamoglu ist, hatte die Proteste zuvor als "Straßenterror" bezeichnet. Imamoglu bedankte sich derweil bei den Demonstranten. "Ihr verteidigt unsere Republik, die Demokratie, die Zukunft einer gerechten Türkei und den Willen unserer Nation", erklärte er über seine Anwälte im Onlinedienst X.
Am Samstagabend wird Imamoglu nach Angaben seiner CHP-Partei zunächst dem Istanbuler Generalstaatsanwalt und danach einem Gericht vorgeführt. Am Morgen wurde der Oppositionspolitiker laut Medienberichten bereits wegen der "Unterstützung einer terroristischen Organisation" polizeilich verhört. Der Vorwurf bezieht sich auf mutmaßliche Verbindungen Imamoglus zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK). Die Opposition bezeichnet ihn als politisch motiviert und spricht von einem "Putsch" gegen Imamoglu.
Laut Imamoglus Anwalt Mehmet Pehlivan dauerte ein polizeiliches Verhör wegen des Vorwurfs der Korruption am Freitag sechs Stunden. Imamoglu habe "alle Vorwürfe bestritten", erklärte er. Pehlivan kritisierte zudem das Durchstechen "nicht unterzeichneter Zeugenberichte an die Presse" und erklärte, "das Recht auf einen gerechten Prozess" sei verletzt worden.
Am Mittwochmorgen waren Imamoglu und mehr als hundert weitere Menschen festgenommen, darunter Mitarbeiter, Abgeordnete und Mitglieder der CHP. Der 53-Jährige wird laut Staatsanwaltschaft unter anderem der Erpressung beschuldigt. Ihm wird vorgeworfen, Anführer einer "kriminellen Organisation" zu sein. Am Sonntag soll Imamoglu trotz seiner Festnahme offiziell zum Kandidaten seiner Partei für die Präsidentschaftswahl im Jahr 2028 gekürt werden.
O.Johnson--AMWN