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Iran: Friedensnobelpreisträgerin Mohammadi vorübergehend aus Gefängnis entlassen
Die seit drei Jahren inhaftierte iranische Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi ist nach Angaben ihres Anwalts am Mittwoch aus medizinischen Gründen vorübergehend aus dem Gefängnis entlassen worden. Die Strafe sei für drei Wochen ausgesetzt worden, erklärte der Anwalt Mostafa Nili im Onlinedienst X. Mohammadis Unterstützer bezeichneten die vorübergehende Freilassung als "unzureichend". Die 52-Jährige setzt sich gegen den Kopftuchzwang sowie gegen die Todesstrafe im Iran ein.
Der Grund für die vorübergehende Freilassung von Mohammadi sei ihr körperlicher Zustand nach der Entfernung eines Tumors, erklärte Anwalt Nili. Der Tumor sei gutartig gewesen, Mohammadi müsse jedoch alle drei Monate untersucht werden.
Beim Verlassen des Gefängnisses rief Mohammadi nach Angaben ihres Ehemannes den Protestslogan "Frau, Leben, Freiheit". Sie sei in guter Stimmung gewesen und "kämpferisch trotz ihres sehr fragilen Gesundheitszustands".
Mohammadis Familie und Unterstützer der 52-Jährigen bezeichneten die 21 Tage dauernde Aussetzung der Strafe als "unzureichend". "Wir fordern die sofortige und bedingungslose Freilassung von Narges Mohammadi" oder zumindest die Verlängerung ihrer vorübergehenden Freilassung auf drei Monate, erklärten sie. Mohammadi brauche eine "spezialisierte medizinische Versorgung in einer sicheren Umgebung".
Das norwegische Nobelpreiskomitee forderte den Iran am Mittwoch auf, Mohammadi dauerhaft freizulassen. Die iranischen Behörden müssten sicherstellen, dass sie eine angemessene medizinische Behandlung erhalte, sagte der Komiteevorsitzende Jörgen Watne Frydnes zu Reportern.
Mohammadi befand sich seit November 2021 in Teheran in Haft. Sie verbüßte nach Angaben ihres Mannes eine Strafe im Frauentrakt des Evin-Gefängnisses im Norden der Hauptstadt.
Die 52-Jährige hat einen Großteil des vergangenen Jahrzehnts im Gefängnis verbracht. Sie wurde in den vergangenen 25 Jahren wegen ihres Einsatzes gegen den Kopftuchzwang für Frauen und gegen die Todesstrafe wiederholt verurteilt und inhaftiert. Im Juni war sie zu einem weiteren Jahr Gefängnis wegen "Propaganda gegen den Staat" verurteilt worden.
Mohammadi wurde 1972 in Sandschan im Nordwesten des Iran geboren. Sie studierte Physik, ehe sie Ingenieurin wurde. Parallel dazu begann sie, als Journalistin bei reformorientierten Medien zu arbeiten. In den 2000er Jahren schloss sie sich dem Zentrum für die Verteidigung der Menschenrechte an, das von der iranischen Anwältin und Nobelpreisträgerin Schirin Ebadi gegründet wurde. 2023 wurde Mohammadi mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Wegen ihrer Inhaftierung konnte sie ihn nicht persönlich entgegennehmen.
Seit der Islamischen Revolution im Jahr 1979 gilt im Iran für Frauen eine strenge Kleiderordnung. Diese verpflichtet sie unter anderem, ihre Haare in der Öffentlichkeit zu verbergen.
F.Dubois--AMWN