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MeToo in Frankreich: Staatsanwaltschaft beantragt Verfahren gegen Regisseur Jacquot
Die französische Staatsanwaltschaft hat die Eröffnung eines Verfahrens gegen den Regisseur Benoît Jacquot wegen mutmaßlicher Vergewaltigung zweier Schauspielerinnen beantragt. Dem 77-Jährigen wird die Vergewaltigung der 42 Jahre jüngeren Schauspielerin Julia Roy zwischen 2013 und 2018 vorgeworfen. Außerdem geht es um die mutmaßliche Vergewaltigung der damals minderjährigen Schauspielerin Isild Le Besco zwischen 1998 und 2000 sowie im Jahr 2007, wie die Ermittlungsbehörde am Mittwoch mitteilte.
Die Staatsanwaltschaft forderte zudem, Jacquot unter Justizaufsicht zu stellen. Der Filmemacher, der sich seit Montag in Polizeigewahrsam befindet, weist die Vorwürfe zurück. Der zeitgleich mit Jacquot in Gewahrsam genommene Regisseur Jacques Doillon wurde am Dienstagabend aus gesundheitlichen Gründen freigelassen. Die Staatsanwaltschaft hat noch nicht über das weitere Vorgehen im Fall des 80-Jährigen entschieden.
Die Vorermittlungen waren ins Rollen gekommen, nachdem die Schauspielerin und Regisseurin Judith Godrèche im Februar Strafanzeige gegen die beiden Regisseure eingereicht hatte. Sie wirft Jacquot vor, sie als Minderjährige vergewaltigt zu haben. Zudem beschuldigt sie Doillon des sexuellen Missbrauchs. Beide Männer weisen die Vorwürfe zurück. Nach Angaben von Godrèches Anwältin sind die mutmaßlichen Straftaten gegen sie inzwischen verjährt.
Godrèche und Jacquot waren eine Beziehung eingegangen, als sie 14 Jahre alt war und er 40. Die Schauspielerin wirft ihm Vergewaltigung innerhalb einer Beziehung vor, die von "Einflussnahme" und "Perversion" geprägt gewesen sei. Den Regisseur Doillon beschuldigt sie, sie als 15-Jährige bei Dreharbeiten zu einem seiner Filme sexuell missbraucht zu haben.
Auch die Schauspielerin Le Besco wirft Jacquot vor, sie während einer Beziehung zwischen 1998 und 2007 vergewaltigt zu haben. Die Beziehung begann, als sie 16 war und er 52.
Godrèche ist eine der wichtigsten Vertreterinnen der MeToo-Bewegung in Frankreich, seit sie ihr Schweigen gebrochen hat. In einer aufsehenerregenden Rede bei der Verleihung der César-Filmpreise hatte sie "das Ausmaß an Straflosigkeit, Leugnen und Privilegiertheit" in der Filmbranche angeprangert. Es dürfe nicht toleriert werden, dass die Filmkunst "als Deckmantel für den illegalen Handel mit jungen Mädchen" missbraucht werde.
Die MeToo-Bewegung war in Frankreich wieder aufgeflammt, seit sich die Vorwürfe gegen Schauspielstar Gérard Depardieu mehren. Depardieu muss sich im Oktober erstmals wegen sexueller Gewalt vor Gericht verantworten.
L.Mason--AMWN